Kolping-Profil: „Wir sind viele, wir sind bunt“

Die Vorstandsmitglieder und weiteren Funktionsträger mit den Ehrengästen: v.l. Diözesanvor-sitzender Stephan Kroneder, Rechnungsprüfer Elmar Wibmer, Fabian Leis (Diözesanleiter Kolpingjugend), stellvertretender Diözesanvorsitzender Roland Kronawitter, Sebastian Hartl (Kolpingjugend), Diözesanpräses Sebastian Wild, die Vorstandsmitglieder Karl-Heinz Barth, Manfred Kronschnabl, Kathrin Zellner und Thomas Wimmer, Landesvorsitzender Erwin Fath, die Vorstandsmitglieder Stefan Lang, Gerhard Alfranseder, Alfred Huber, Harald Binder und Hildegard Forster, Altlandrat Franz Meyer sowie Vize-Landrat Hans Koller.
07.03.2023

Bundesvorsitzende Groden-Kranich vergleicht Kolpingsfamilien mit Familie im ursprünglichsten Sinn – Klare Worte bei Diözesanversammlung

 

Aus der Seele gesprochen hat ein Teilnehmer an der Kolping-Diözesanversammlung am Samstag in Passau den Delegierten und Ehrengästen nach dem Vortrag der Bundesvorsitzenden des Kolpingwerks Deutschland, Ursula Groden-Kranich. „Kolping passt einfach in die Zeit“, betonte der Kolpingbruder nach dem klaren Bekenntnis der eigens aus Mainz angereisten Hauptreferentin: „Wir sind viele, wir sind bunt, und jeder darf leben, wie er möchte, und ist bei uns willkommen.“ Diese Grundsätze zeichneten den Verbund der Kolpingsfamilien aus, so die Sprecherin, die den Vergleich mit den Werten in einer funktionierenden Familie zog, in der aufeinander Verlass ist – „auch in schwierigen Zeiten.“

 

Zunächst hatte Ursula Groden-Kranich auf das kürzlich verabschiedete Leitbild des Kolpingwerks Deutschland verwiesen. „Mit Leben erfüllen müssen wir es alle, vor Ort“, mahnte die Rednerin, die zu bedenken gab, dass die Kolpingsfamilien in der heutigen Zeit oft noch da seien, „wo es keine klassischen Pfarrei-Strukturen mehr gibt.“ Dies sei eine der vielen großen Herausforderungen, so die Bundesvorsitzende, die damit auch den Wunsch an die Kirche verband, weiterhin Priester freizustellen, damit sie in Verbänden wirken könnten. „Denn wir sind auch Kirche“, fügte sie für den katholischen Verband des Kolpingwerks hinzu, der nach ihren Worten aber oft anders als die Institution Kirche wahrgenommen wird.

 

Neben dem vielfältigen sozialen Engagement hob Ursula Groden-Kranich das Wertebild des Kolpingwerks hervor. Sie sei gern Bundesvorsitzende im Ehrenamt, wenngleich die Rahmenbedingungen immer schwieriger würden. Es sei problematisch, Leute für dauerhaftes Engagement zu finden. Kolping lebe vom Miteinander der Generationen sowie vom Miteinander von Ehren- und Hauptamt. Als die Handlungsfelder skizzierte die Sprecherin „Junge Menschen“, „Arbeitswelt“, „Familie“, „Eine Welt“, „Glaube“ und „Kirche“. Gerade die Corona-Pandemie und auch der Ukraine-Krieg hätten gezeigt, dass man „nicht alleine im luftleeren Raum“ lebe.

 

Das Leitbild von Kolping setzt laut Aussage der ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten auf die Öffnung auch für alle Familienformen und Menschen aller Konfessionen. Frauen könnten ebenfalls „geistliche Leitung sein bei Kolping“, unterstrich Ursula Groden-Kranich, die dafür plädierte, gegenseitig Motor und Antrieb zu sein – auch für Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind. Voraussetzung für eine Mitwirkung bei Kolping sei nicht die Mitgliedschaft in der Kirche, sondern das Teilen der im Leitbild verankerten Werte des Kolpingwerks, das von der Referentin auch als Bildungsunternehmen dargestellt wurde. Daher gelte es, die Kolpinghochschule als Marke zu etablieren, zugleich die Kolpingjugend zu stärken und Mitarbeitende auch als Mitglieder zu gewinnen.

 

Gerade auf dem Land ist es nach Überzeugung von Ursula Groden-Kranich wichtig, die Kolpinghäuser vermehrt als Begegnungsorte und Mehrgenerationenhäuser zu nutzen und zu stärken, wobei Hilfen seitens der Bundesebene bestünden. Als neue Themen mit neuen Möglichkeiten führte sie Globalisierung, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Pluralität/Diversität, Demografische Entwicklung und Arbeitswelt auf. Die abschließende Botschaft der Bundesvorsitzenden, die auch zur Beteiligung an den Sozialwahlen aufrief, lautete: „Das Leitbild lebt von den Menschen, die es leben.“

 

„Kirche braucht Begegnung, und Kolping braucht Begegnung“ – mit dieser These hatte Präses Sebastian Wild seine Predigt beim einleitenden Gottesdienst in der Hauskapelle des Spectrums Kirche in Passau-Mariahilf begonnen. Er machte die Versammlungsteilnehmer auf den Inhalt des Hirtenbriefs von Bischof Dr. Stefan Oster zum 1. Fastensonntag aufmerksam, in dem es heiße, miteinander reden sei gut, miteinander über den Glauben zu reden, sei besser. In diesem Sinn bekundete der Pfarrer von Aldersbach, dass Kolping Kirche sei, „wo auch der Glaube seinen Platz haben muss“ und wo der eigene Glaube zur Sprache gebracht werden könne. Als großes Vorbild dafür bezeichnete Wild den seligen Adolph Kolping selbst.

 

Der Geistliche ermutigte die Kolpingbrüder und -schwestern dazu, ihren Beitrag dazu zu leisten, den Glauben zu stärken im ehrlichen und wertschätzenden Austausch miteinander. Man brauche den Glauben nicht zu verstecken, sondern „wir dürfen über alles reden“, merkte Wild an und legte den Zuhörern ans Herz, Gottvertrauen zu haben, „auch wenn es gerade irgendwo einschlägt.“ Es sei die Aufgabe von Kolping in der Gesellschaft, positive Signale über den Glauben auszusenden – als Grundstein der Verbandsarbeit. Den Kolpingsfamilien empfahl er, ihre Gemeinschaft zu einem Ort zu machen, in dem über Glauben gesprochen und über Glauben ins Gespräch gekommen werde. Mit dem gemeinsam gesungenen Lied „Wir sind Kolping“, begleitet von der Gruppe „Grenzenlos“ aus Ruderting, klang die kirchliche Feier aus.

 

In Grußworten brachten Dr. Peter Seidl (Diözesanrat der Katholiken im Bistum Passau), Niederbayerns Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Vize-Landrat Hans Koller, Altlandrat Franz Meyer und der Kolping-Landesvorsitzende Erwin Fath ihre enge Verbundenheit mit dem Diözesanverband zum Ausdruck. „Ihr seid das Fundament von dem Ganzen“, stellte Fath fest und zeigte sich erfreut darüber, in der Person von Christoph Wittmann „einen guten Priester“ für das Amt des Landespräses gefunden zu haben. Zur Sprache brachte der Landesvorsitzende unter anderem die Initiative zur generellen Herabsetzung des Mindestalters für das aktive Wahlrecht auf 16 Jahre unter dem Motto „Vote 16“. Selbst votierte Fath für die baldige Abhaltung eines Bayerischen Kolpingtages.

 

Eindeutige Voten gab es bei den Wahlen zum Diözesanvorstand. Demnach bleiben der Diözesanvorsitzende Stephan Kroneder, dessen Stellvertreter Roland Kronawitter, Diözesanpräses Sebastian Wild und Schatzmeister Manfred Kronschnabl im Amt. Das Vorstandsteam komplettieren Gerhard Alfranseder (Marktl), Hildegard Forster (Arnstorf), Albert Huber (Marktl), Karl-Heinz Barth (Regen), Kathrin Zellner (Freyung), Thomas Wimmer (Gern) und Stefan Lang (Pfarrkirchen). Als Rechnungsprüfer fungieren Elmar Wibmer (Altötting) und der „Alt-Geschäftsführer“ des Diözesanverbands, Harald Binder.

 

Der Adolph-Kolping-Preis 2022 ging an die Kolpingsfamilie Burgkirchen an der Alz, die seit 2016 – mit einjähriger Corona-Unterbrechung im Jahr 2020 – mit großem ehrenamtlichem Aufwand alljährlich einen Bücherflohmarkt für soziale Zweck organisiert und durchführt. Bisher weit über 36.000 Euro sind dabei bereits erlöst worden – Geld, das sowohl für regionale als auch weltweite Hilfsprojekte Verwendung findet. Stellvertretend nahm Erich Birke die Urkunde und den symbolischen Spendenscheck über 500 Euro unter tosendem Beifall in Empfang. Aus Passau unterstützt werden finanziell unter auch die Partner-Kolpingverbände in Uruguay und Malawi.

 

Über den Einsatz der Sozialstiftung „Haus für das Lebens“ des Kolping-Diözesanverbandes berichtete Hildegard Forster. Ihrer Aussage nach ist gerade der inzwischen 27. Fall in Bearbeitung. Allgemein warb sie um mehr ehrenamtliche Kräfte bei Kolping – nach der Devise „Je mehr Aktive, umso besser lassen sich die Aufgaben verteilen zur Entlastung aller“. Nach den umfassenden Rechenschaftsberichten der Vorstandsmitglieder gab es einen Ausblick auf 2023 – unter anderem mit dem Regionalen Kolpingtag in Halsbach am 16. September, die Rezertifizierung des Bildungswerks zur weiteren Anerkennung als Bildungsträger und die Offene Ganztagsbetreuung, die nach den Worten von Stephan Kroneder ab dem nächsten Schuljahr geplant ist.

 

Die Kolpingjugend kündigte unter anderem die traditionelle Fußwallfahrt nach Altötting unter dem Motto „Im Kreuz ist Liebe“ für das Wochenende 21./22. April an und ließ die Zuhörer wissen, dass es 2024 im April wieder die sogenannte 72-Stunden-Aktion geben wird. Den Schlusssegen rundete Diözesanpräses Wild mit dem traditionellen Wahlspruch „Treu Kolping“ ab, den die Mitglieder mit „Kolping treu“ beantworteten.       

Bernhard Brunner